Personenkult und Wikipedia

Heute lief ein Interview mit einem Rußlandkenner, Karl Schlögel, der aktuell auch den Friedenspreis erhalten soll [1] . Im Gespräch nennt Herr Schlögel den »Trampismus« und den »Putinismus« als etwas Neues!? Ich stelle aber fest, daß es so neu nicht ist, den Artikel zum Personenkult auf Wikipedia [2] etwas genauer angesehen und zitiere hier einige Passagen:

Allgemeine Definition:

Personenkult bezeichnet eine als übermäßig empfundene Verehrung und
Glorifizierung einer in der Regel noch lebenden Person, die eine –
behauptete oder tatsächliche – Vorbildfunktion hat. Er tritt in allen
gesellschaftlichen Bereichen auf, sehr häufig in Politik,
Unterhaltungsindustrie, Sport und Kultur.

Merkmale

Der Historiker Reinhard Löhmann nennt drei Merkmale von
Personenkulten:

- Überhöhung einer Einzelperson, Verhältnisse werden durch die
  Glorifizierung einer Persönlichkeit personalisiert, d. h. der
  Aufbau eines Systems wird nicht als das Verdienst einer Epoche,
  sondern einer Person dargestellt

- Monumentalisierung des politischen Führers, der als Genie
  angeblich Leistungen erbringt, zu denen kein anderer fähig ist

- Mythisierung des Führers als allwissend, unsterblich und
  allgegenwärtig, was sich im öffentlichen Raum in Statuen,
  Monumenten, Porträts, Straßennamen usw. zeigt.

Es werden viele bekannte oder auch weniger bekannte Namen genannt. Allen ist gemeinsam, daß sie große Teile, wenn nicht die ganze Bevölkerung eines Staates, durch mafiöse Gewaltherrschaft geknechtet und gegenteilige Meinungen unterdrückt haben. Wie so oft werden die Strukturen und Menschen, die den Machtapparat aufrechterhalten nicht thematisiert.

Ich würde also behaupten für die Begriffe »Trumpismus/Putinismus« muß kein neuer Begriff erfunden werden. Es ist die Machtergreifung einer einzelnen Person, die den Machtapparat so gestaltet, daß ein mafiöser Machtapparat genügend Unterstützung bietet, der einen Diskurs nicht mehr zuläßt. Beide Gruppen, die hofierte Person und der sie unterstützende Apparat halten pflegen den Personenkult. Man kann von Trump, Putin, Kim Jong-un und Konsorten halten was man will. Wir landen hier wieder bei Hanna Ahrendt [3] und der »Banalität des Bösen«.

Übrigens: Alle haben in jungen Jahren das »westliche, demokratische System« kennen gelernt und implementieren etwas ganz Anderes!

Geschichte wiederholt sich doch! Es gibt kein »Nie wieder.« [4]

Bemerkenswert

Was beim Lesen auf Wikipedia auffällt!

Über Trump wird im Artikel bereits reflektiert, über Putin wird kein Wort verloren?

Fußnoten