Nordhausen – Sehenswertes#

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Nach der Rückkehr stellte mein Nachbar die Frage: Was gibt es in Nordhausen zu sehen?

Nun, einiges kannte ich vom Namen her, hatte aber nie die Gelegenheit es direkt in Augenschein zu nehmen. Am Tag der Anreise war genügend Zeit, denn das Quartier konnte erst am späten Nachmittag bezogen werden. Also die erste Sehenswürdigkeit besucht, es war die Höhle »Heimkehle«, Teil des Systems ist der größte Hohlraum, den die Höhlen in Europa bieten können. Mehr als die Höhle selbst, ist die Entdeckungs- und Nutzungschichte der spannendste Teil. Das Temperaturgefälle in und außerhalb der Höhle sind bemerkenswert und wer nicht die richtige Kleidung an hatte, bekam das zu spüren. Man kennt vielleicht den Spruch, daß man »die Hand vor Augen nicht sehen kann«, ein kurzes Experiment, die Abschaltung aller künstlichen Quellen, machte diesen Spruch zu einem realen Erlebnis. Nicht einmal die eigenen Hand konnte noch wahrgenommen werden, es war für kurze Zeit »Stockdunkel«. Vor der Höhle kam ich mit einer Frau ins Gespräch, sie hat sich der Wanderleidenschaft verschrieben und sucht nun alle 220 Stempelstellen in Thüringen auf, um sich einmal »Wanderkönig« nennen zu können. Einen passenden Stempel habe ich später auf ein Blatt Papier aufgebracht und er wird wohl Teil der Uraubserinnerungen und -mitbringsel werden.

Es war an der Zeit, das Quartier zu beziehen. Wir hatten uns in einem Tauchareal in Nordhausen einquartiert, weil andere Übernachtungsmöglichkeiten, aus verschiedenen Gründen, nicht gebucht werden konnten. Bis dahin hatte ich nur diffuse Vorstellungen, was man in einem Tauchsportzentrum so macht, bis wir das Areal erreichten. Schlagartig wimmelte es von »Froschmännern«, ein seltsamer Anblick. Einige Hinweise sorgten dann schon für Aufklärung. Mein erster Gedanke, warum ausgerechnet hier, es gibt doch reichlich Kiesgruben mit guter Sicht im Wasser? Später erfahre ich, daß einige »Sehenswürdigkeiten« (Skulpturen, Häuser, Boote) auf dem Grund zu finden sind, was das Tauchen dann zu einem interessanten Unterwasserspaziergang macht. Als Landratte kann ich dazu keine Bilder liefern. Im Netz der Netze sollten sich Erlebnis- und Bildberichte finden.

Der zweite Tag war von Regen geprägt, störte unser Programm wenig, nur die Tatsache, daß wir nicht die einzigen waren, die einen Plan B für schlechtes Wetter verfolgten, konnte etwas hinderlich werden. Wir waren jedoch rechtzeitig vor Ort, um das Gemälde des Malers Werner Tübke in seiner vollen Schönheit und umfassenden Ideenvielfalt betrachten zu können. Die lange Fassung des Audioguide, etwa 90 Minuten lang, lohnt sich, denn es gibt viel zu erklären und einzuordnen. Als wir zum Parkplatz zurückkehrten, kämpfte ein älteres Ehepaar mit dem Einparken auf dem etwas eng gehaltenen Parkbereichen. Ein Plasteteil unterhalb des Motor hatte sich bereits gelöst und hing nur an einem kurzen Abschnitt. So wie es herunter hing, konnte die Fahrt unmöglich fortgesetzt werden. Da beide gehbehindert waren und wohl kaum unter das Auto kriechen konnten, holte ich kurzentschlossen eine Gummimatte und kniete mich vor das Auto. Es war schließlich ein leichtes, den letzten Haltepunkt der Abdeckung zu lösen und zu entfernen. Beide waren sehr dankbar für die geleistete Hilfestellung.

Wir fuhren zu unserem nächsten Ziel, der »Barbarossa-Höhle«. Wie in der »Heimkehle«, die interessante Entdeckungsgeschichte und spätere Nutzung, inklusive praktischen Physikunterrichts, wie Lichtbrechung, Temperatur- und Lichtphänome … In unserer Gruppe befand sich auch eine Ukrainische Familie mit zwei Jungen etwa 14 Jahre alt. Als ich hinter ihnen gehend etwas frage, erhalte ich die kurze Antwort »Nix Deutsch«. Kurze Zeit später die gleiche Antwort, ich meinerseits antworte “Ja panimajesch”, was grammatikalisch nicht ganz korrekt ist, aber beide sind auf einmal hell wach, freuen sich und informieren sofort die Mutter, die weiter vorne läuft. (Könnte es sein, daß ich etwas von den Gesprächen beim Rundgang aufgeschnappt habe, was nicht für dt. Ohren gedacht war?). Ich mache aber sofort klar, das es nur wenige Worte sind, die ich erinnere. Der Vater freut sich und lächelt, als sich unsere Wege trennen und ich mich mit einem »Doswidanja« verabschiede.

Die Zeit reichte an diesem Tag für ein drittes Ausflugsziel, das Kyffhäuserdenkmal, es lag nun auf unserem Rückweg. Imposant ragt der Tempel der Erinnerung in den Himmel. Viel imposanter eine zweite Ingenieursleistung, der Bau des Brunnens, der an seiner Tiefe gemessen einen Rekord darstellt und 176 Meter tief ist [1] .

Am dritten Tag, der Tag der Abreise besuchen wir noch die Gedenkstätte »Mittelbau Dora«, ein von Menschenhand künstlich angelegtes Höhlensystem. Der Zweck und unter welch unmenschlichen Bedingungen es erbaut und genutzt wurde, zeigt ein ums andere Mal, das Menschlichkeit, wie wir es immer fordern, z.B. von der kürzlich verstorbenen Margot Friedländer: »Das, was ich Euch bitte zu tun: Seid Menschen.« auch eine böse Kehrseite kennt, Menschen, die den Tod anderer, billigend in Kauf nehmen, um einen kleinen Vorteil zu ergattern. Wenn man dann die Tendenzen der Verherrlichung der anfänglichen Kriegserfolge aufkeimen sieht, die wohl wissend 13 Mio. Zwangsarbeiter und Kriegsgefange und die vielen Toten in den Konzentrationslagern und an den Fronten ausklammert, kann einem schon das blanke Grausen kommen und es stellt sich die Frage: Was heißt es, ein »Mensch« zu sein?

Die drei Tage waren sehr interessant und das wohl schönste ist eine Begegnung mit Menschen, so hatte ich ein ausführliches Gespräch mit dem Ehepaar einer Pizzeria Es war wenig los, das Pokalendspiel stand an, die Straßen waren schon ziemlich verweist. Der Pizzaofen mußte sicher erst noch angeheizt werden. So war ausreichend Zeit zum Reden, über Herkunft und Probleme der türkischstämmigen Bürger in Deutschland.

Eine zweite Begegnung war sehr aufschlußreich. Nicht jeder kann eine Anfrage per E-Mail oder per Brief umfassend beantworten. So ist das persönliche Gespräch dann immer die beste Lösung. Wir trafen ein Ehepaar an (unangemeldet), das zwar zur Familie gehört, aber wie so oft, bestand lange keine Kontakt. So wurde aus einem kurzen »Hallo und guten Tag« ein mehrstündiges Gespräch mit allen Themen eines Verwandtschaftsverhältnisses, das lückhaft ist. Die Geschichten und Fotos schließen nun einige dieser Lücken und man ist sich wieder ein wenig näher gekommen.

Nach meiner Aufzählung, der wichtigsten Stationen zeigt sich beim Nachbarn ein wenig Verwunderung auf dem Gesicht, denn er ahnt wohl, daß Nordhausen und der Kyffhäuser eine Reise wert sind.

Fotoeindrücke#

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Blick in den Brunnen.

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Blick auf die Unterburg.

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Auf dem Weg zum Kyffhäuser, ob sie schon angekommen ist?

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Muster in den Gängen der Höhlen…

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Die Insekten-Skulpturen sind in der ganzen Stadt verteilt.

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Fußnoten#