Marktwirtschafts-Märchen#
Vorab eine Einordnung:
Ein Wirtschaftssystem, in dem die Verteilung der Entscheidungs- und Handlungsrechte durch das Rechtsinstitut des privaten Eigentums an Produktionsmitteln erfolgt. Und weiter … die Koordination umfasst einerseits die Allokation und Verteilung individueller Güter durch Marktpreise und andererseits die Allokation und Verteilung öffentlicher Güter durch politische Entscheidungen (Wikipedia).
Es wird oft auf die Formel verkürzt: Der Markt regelt die Preise. Das dem nicht so ist, wie es die Theorie, die Politiker und Wirtschaftapologeten behaupten, können wir dieser Tage »Life und in Farbe«, wie man so schön sagt, durchleiden.
Strompreise:#
Das teuerste, noch zur Befriedigung der Nachfrage benötigte Kraftwerk, wird dabei als Grenzkraftwerk bezeichnet. Im Schnittpunkt von Angebot (Erzeugung) und Nachfrage (Last) bestimmt dieses den Einheitspreis für alle Anbieter (markträumender Börsenpreis).
An diesem “Markt” werden also nicht real Kontrakte gehandelt, sondern Angebote, aufgrund derer dann ein europäischer Einheitspreis festgesetzt wird. So geht Marktwirtschaft in der EU [1] .
Und:
Aufgrund der Gesetze des freien Markts orientieren sich auch die Ökostromlieferanten bei der Preisfindung an der Strombörse. Dort steigen die Preise seit Herbst 2021 und schwanken auch stark, was die Preissituation in hohem Maße unkalkulierbar macht. Das liegt unter anderem am sogenannten «Merit-Order-Effekt», der bewirkt, dass letztlich die Gaskraftwerke den Strompreis bestimmen [2] .
So geht also Marktwirtschaft, um die treffende Anmerkung zu wiederholen.
Steuern für den Transport#
Für jeden Liter Gas, Diesel, Öl und sonst noch was ist Mehrwertsteuer fällig. Keine Regel ohne Außnahme: Kerosin ist steuerfrei, warum? Mir fällt da eine Liedzeile ein: »Über den Wolken muss die Freiheit wohl steuerfrei sein…«
So geht es zu in der Marktwirtschaft!
Wir wissen, das diese Liste der Ausnahmen für die »sogenannte Marktwirtschaft« beliebig verlängert werden kann. Nur würde ich es nicht »Marktwirtschaft« nennen, sondern »Kastenwirtschaft« wie in Indien, nur wer zur richtigen Kaste gehört, profitiert, die niederen Kasten werden mit Beruhigungspillen im homöoapthischen Bereich abgespeist und ruhig gestellt. Wie lange das noch funktioniert?
Spargelpreise#
Preissteigerungen sind ja nicht neu, wie ich im Spargelmuseum Beelitz [3], anläßlich eines Besuchs der Landesgartenschau, entdeckt habe:
304 n. Chr. erließ der römische Kaiser Diokletian (243-316) das erste
Spargel-Dekret, die »Spargelhöchstpreisverordnung«, um der steten
Verteuerung dieses Gemüses zu begegnen.
Wer soll das Bezahlen?#
Wer bezahlt die ganzen Vergünstigungen und wer kassiert die Extragewinne. Ich hatte lange vor der aktuellen Krisenserie den Garten eines Bekannten besucht. Dort standen drei stattliche Tannen, mit vielen Zapfen dran und hübsch anzusehen. Im Scherz äußerte ich, der Staat könnte irre Einnahmen generieren, wenn er eine »Kienäppel- bzw. Tannenzapfensteuer” einführen würde! Mein Bekannter fing sofort an zu jodeln und fand die Idee nicht lustig :-)