Kunst & Politik#
Am 08.06.2022 hat Frau Merkel ein Interview gegeben, um ein Buch vorzustellen. Dazu ist es nur am Rande gekommen, weil die Politik der letzten 16 Jahre und ihre aktuellen Pläne im Mittelpunkt der Befragung standen. Wie immer hat sie sachlich ihren Standpunkt vertreten. Eine Anmerkung von ihr, hat mich an ein Live-Erlebnis erinnert, dem ich unverhofft beiwohnen durfte (musste). Wie man so schön sagt, zur falschen Zeit am falschen Ort. Frau Merkel resümiert, dass sie zwar in vielen Ausstellungen war, aber in der Kürze der veranschlagten Zeit auch nie ein Innehalten möglich war. Das hat Sie mit einem Besuch in Florenz nun einmal nachgeholt, um sich in aller Ruhe den David von Michelangelo ansehen zu können. Wie so oft, haben ihr der dt. Michel oder besser gesagt Medien und Presse daraus einen Vorwurf gemacht.
Was war nun mein falscher Zeitpunkt und der falsche Ort?
Aus meiner Sicht war alles perfekt, denn eine Ausstellung mit Bildern von Frieda Kahlo, zusammengetragen aus vielen Ländern und in wenigen Räumen vereint, das gibt es kein zweites Mal. Und so habe ich die Ausstellung im Gropiusbau sehr genossen. Das war im Jahr 2010.
Der einzige Störfaktor war der damalige Außenminister Guido Westerwelle, der vorgeführt hat, wie Politik zwar ein haufen Staub aufwirbelt, die Ergebnisse aber eher mager sind. Das war 2010 und ich weiß nicht, was sich in den letzten 30 Jahren in den Beziehungen zwischen Mexiko und Deutschland geändert hat.
Wie auch immer, ich war eben noch in die Betrachtung der ungewöhnlichen Bilder Frieda Kahlos vertieft, als eine gewisse Unruhe den Ausstellungsraum füllte. Ich schaute mich um und sah ein paar Männer an den Türen, die sich nicht für die Bilder interessierten, kurz darauf ein kleines Kamerateam, wie aus dem Nichts. Und dann der Wirbel, Westerwelle in Begleitung der mexikanischen Botschafterin, steuerte ein Bild an. Sie hielten kurz inne, wechselten maximal drei Sätze und verliessen den Raum. Auch das Kamerateam und die Männer vom Personenschutz zogen weiter. Es blieb eine gewisse Leere, denn für kurze Zeit war die Kunst im Raum regelrecht an die Wand gespielt worden.
Ich brauchte eine gewisse Zeit um mich von dem surrealen Ereignis weg, wieder auf den Rest der Ausstellung konzentrieren zu können.
Das Erlebnis, wachgerufen durch die Anmerkung von Angela Merkel, hat nochmal ein plastisches Bild vom »Politikrummel« wach gerufen.
Mit dem nicht verhinderten Überfall Russlands auf einen Nachbarstaat (die Ukraine ist ja nicht das erste Opfer), fragt man sich schon, was die Politiker machen und wofür die ihr Geld bekommen?
Sollte man sie nicht weltweit und alle gleichzeitig in persönliche Haftung nehmen, wenn ein Krieg ausbricht und die Diplomatie ein Totalversagen dokumentiert?
Zumindest konnte Frau Merkel deutlich machen, dass sie zwar Verantwortung getragen hat und nicht jede Entscheidung als Optimal eingestuft werden kann. Sie dafür aber ständig an den Pranger zu stellen, wenn Kräfte weltweit agieren, ist und war nicht immer die »feine englische Art« …
Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frida_Kahlo,_by_Guillermo_Kahlo.jpg