»Genderitis«#

Was ist eine Stilblüte? Wikipedia erklärt es wie folgt:

»Als Stilblüte bezeichnet man Formulierungen, die durch einen Missgriff in der Wortwahl oder Wortstellung, durch Versprecher oder durch Mehrdeutigkeit ungewollt komisch wirken. Viele angebliche Stilblüten sind Phantasieprodukte bzw. wenig gelungene Neologismen.«

Was ist dann die Einführung der gendergerechten Benennungen unter Mißachtung aller Sprachentwicklungen? Sprachterror oder die neue Volkskrankheit »Genderitis« nenn ich das.

Eine kleine Sammlung, was alles so geht, Stilblüte würde ich es nicht nennen. Die Benennung beider Geschlechter zerstört von Beginn an den Lesefluß und solche holprigen Texte pflege ich nicht zu Ende zu lesen, egal wie wichtig und gut gemeint die Botschaft ist. Der letzte Eintrag in dieser Tabelle ist der Anlaß, es ein wenig zu dokumentieren.

Ergänzung:

vom 31.05.2023

K(r)ampf um die gendergerechte Sprache…

Ein Hacker nutzt Sicherheitslücken aus.

Sowas geht ja gar nicht, also dann der Hacker und die Hackerin? Hm, geht irgendwie auch nicht, dann also die Hackenden (der Vorschlag meiner Kollegin!) Mir war das dann des Guten zuviel und ich habe den Abschnitt umgestellt und damit das Wort Hacker vermieden. Der Text ist jetzt doppelt so lang, aber meine Zehennägel drehen sich nicht mir nach oben, weil ich die Hackenden lesen muß! Das passt in die Kategorie X-Beliebig-enden z.B. Zufußgehenden statt Fußgänger, Verbrauchenden statt Verbraucher und weiter verdreht dann vielleicht nicht mehr Fußgängerübergang, sondern Zufußgehendenübergang…

Ergänzung:

vom 14.01.2023

Im Unterricht für Erwachsene kann es schon mal vorkommen, daß ein Teilnehmer einen auf Oppositon macht. Eine Bekannte verwendete für diese Person die Bezeichnung »Stänkerer«. Wenn sie sonst immer auf die Verwendung beider Geschlechter achtete, hat sie mit der Frage:

»Was kann man gegen einen Stänkerer machen?«, doch glatt die weibliche Form unterschlagen.

Na sowas?! Bei negativ besetzten Bezeichnungen wie Mörder, Triebtäter und im konkreten Fall den »Stänker(er)« gibt es auf einmal keine weibliche Form mehr! Man achte mal darauf…

Ergänzung:

vom 05.03.2022

In einem Datenbankkurs verwende ich eine Liste mit Berufsbezeichnungen für Frauenberufe, wie es sie wohl im Arbeitsamt verwendet wurde bzw. immer noch wird?

Mit einem SQL-Statement bekommt man schnell einen Überblick, wo überall der Mann drinsteckt und die Genderitis-Fraktion noch nachbessern muss. Viel Vergnügen beim Umbenennen…

Berufe mit »mann« im Namen

(Oh Mann, oh Mann)

Bergmann, Bankfachmann, Amtmann, Amtmann im stenographischen D., Arbeitsbühnenmann, Arbeitsgerichtsamtmann, Archivamtmann, Bankamtmann, Bergamtmann, Bergjungmann, Bergmannslehrling, Bestmann, Betriebsamtmann, Betriebsamtmann (Ingenieur), Bibliotheksamtmann, Birnenmann (Eisenerzeugerin), Hochofenmann, Bundesbankamtmann, Werbefachmann, Media-Fachmann, Speditionskaufmann, Forstamtmann, Gartenamtmann, Gartenbauamtmann, Steuermann, Verlagskaufmann, Hutmann, Kaufmannsgehilfin, Kaufmannsgehilfin im Hotelgewe., Oberbootsmann (Bundeswehr), Salzbergmann, Seemann, Seemannsgeistliche, Seemannspastorin, Seemannsschüler

Manchmal passte es, wenn man einfach ein »-in« als Endung nimmt, konsequent ist das nicht ;-)

Ergänzung:

vom 27.02.2022

Frau Maron äußert sich in einem Interview [1] zum Deutschlandfunk:

»Ich kann den Deutschlandfunk nicht mehr hören. Das war mal ein guter Sender, da konnte man viel erfahren und sogar lernen.[…] Diese Leute gehen an das Fundament der Sprache. […] Sie meinen, die deutsche Sprache, wie sie über Jahrhunderte entstanden ist, gehört abgeschafft, und sie sagen jetzt uns allen, auch allen Ausländern, die Deutsch lernen wollen, was heute Deutsch ist. Dahinter kann nur Größenwahn oder Irrsinn stecken. Wobei Größenwahn auch eine Art von Irrsinn ist.«

Ergänzung:

vom 15.01.2022

Stilblüte ist nicht der richtige Ausdruck, Herr Danisch hat die treffendere Bezeichnung gefunden, das »Doppelsprech«, was er immer wieder mal thematisiert, z.B. hier:

Wo gehört/gelesen Beispiel Kommentar
Wer sind die Guten und wer die Bösen?
Knapp die Hälfte der Ransomware-Opfer zahlt Lösegeld
» ... dass die Täter einen stärkeren Fokus auf den Verschlüsselungs- als auf den Entschlüsselungsteil ihrer Schadsoftware legten.« Ah, die Bösen sind immer nur und ausschließlich männlich, wie ein Kommentar zum Artikel treffend feststellt, es fehlt das andere Geschlecht! Genderities ist also Auslegungssache... Das find ich den Müttern und Ehefrauen gegenüber ungerecht, weil die Kochen und Wäsche waschen, damit Buby mit weißer Kappe und gut genährt vor dem Rechner sitzen kann.
Eine Ankündigung für eine Konferenz:
Konferenz Human-Robot Interaction (HRI)
Der Roboter... ... und die R....?
Wie denn nun?
»Deutsch für Kenner« Wolf Schneider; Piper-Verlag Arschlöcher und Arschlöcherinnen Letzteren klingt nicht nach dem was die maskuline Form bezweckt, aber: »... die Feministin Hannelore Mabry legte 1978 im "Spiegel" Wert auf die Feststellung, sie habe eine Gruppe nichtfeministischer Frauen nicht als Arschlöcher, sondern als Arschlöcherinnen bezeichnet«
»Deutsch für Kenner« Wolf Schneider; Piper-Verlag Damenweltmeisterschaften und Sündenbock Wie würden die Genderitis-Verfechter das nun benennen? Konsequent zuende gedacht müsste in den Duden die neuen Begriffe Damenweltmeisterinenschaft und Sündenziege mit aufgenommen werden.
https://www.spectator.co.uk/article/why-is-microsoft-offended-by-mrs-thatcher A friend writes from the United States. He recently installed a version of Word called Microsoft 365, a web-based subscription service. The program seized on the words ‘Mrs Thatcher’ in one of his documents. ‘Editor’ flashed up an ‘Inclusiveness’ warning that ‘it’s best to avoid language that may imply gender bias’: he/she recommended ‘Ms Thatcher’. Der Wahnsinn, wahrscheinlich in deutschen Amtsstuben erfunden, wirkt auch im internationalen Maßstab.
Deutschlandfunk Nachrichten vom 3. August 2021, 16:30 Uhr Ein Mob hatte Mitte der Woche Jagd auf Syrerinnen und Syrer gemacht ... Warum »ein Mob« warum nicht korrekt beide Geschlechter nennen, wie bei den Opfern, also »Mobber und Mobberinnen hatten Mitte der Woche Jagd auf Syrerinnen und Syrer gemacht«.
Irgendwie ist das nicht konsequent genug!
Aus einem Slack-Channel (Juni 2021) Vom Namen her und im Beitrag outet sich die Autorin als weibliches Wesen, muss dann aber Pflichtgemäß gendern.
»So war ich leider nur Zaungästin.«
Egal welcher Kontext, gendern kennt keine Ausnahme, egal wie bescheuert das klingt.

Was mich zur nächsten Frage treibt: Ist der männliche Vogel ein »Zaunkönig«, dann ist das weibliche Exemplare natürlich eine »Zaunkönigin«. Und so flieht die »Zaunkönigin« vor der »Zaungästin«. Herrlich, wie man das so weitertreiben kann. Haben wir gelacht ...
Deutschlandfunk (Eine Sendung zur Landwirtschaft) 21. Kalenderwoche Der Moderator bemüht sich beide Geschlechter zu nennen und natürlich die Dame zuerst! Also die Bäuerin/der Bauer, aber und da wird es dann nicht lustig sondern klingt total grotesk, über seine Lippen kommt dann immer sowas wie die »Bäuerinnen und Bäuern«. Schönes Gendersprech! Obwohl ein interessantes Thema, konnte ich dem Gespräch nicht mehr folgen.
Deutschlandfunk, Forschung aktuell vom 15.04.2021 ... die Forschenden aus Spanien... Und was machen die Forschenden, wenn sie es gerade nichts tun, sind es dann die Essenden, Schafenden, Denkenden?
Welt am Sonntag
Nr. 15; vom 11.04.2021
der Gast Wie lautet der weibliche Gast, die Gästin? (Ein Artikel über gendergerechten Zwang zu formulieren!)
Hebamme Und wie nennt man die männliche Form?
Jetzt ist es amtlich definiert
(Update OZG: vom 10.09.2022):
Entbindungspfleger
Magazin »Proveg« (April 2021) Wertschöpfungskette: vom Anbau über den Handel bis hin zu den Verbrauchenden. Warum nicht einfach die Verbraucher, also zu den Verbrauchern?
Radio die Italiener und Italienerinnen Dann bitte auch die Deutschen und die Deutschinnen!

Dazu kommt dann noch, dass die Antwort auf jede Frage nicht 42 ist, sondern: GENAU (möglichst langgezogen). Egal was vorher gesagt worden ist, der nächste Satz muss korrekt gegendert werden.

Die Denkpause kann auch mit »em« überbrückt werden.

Das Phänomen habe ich in jungen Jahren erstmals bemerkt, als ein Mann abgestellt wurde, um uns Lehrlinge über Liebe und Sex aufzuklären. Wir hörten bald nicht mehr zu, weil unsere ganze Aufmerksamkeit dem nächsten »em« und unserer Strichliste gehörte. Heute ist es eine Kulturfrage oder ist es schon eine Genarationenfrage oder gar eine Bewegung? Es ist Zeit die »EM-EM«-Partei zu gründen. Genau ;-)

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