Buchmesse – Leipzig 2023#
Auf zur Buchmesse…
Die Staus zum Messegelände ließen lange Wartezeiten vermuten, also der Versuch über ein paar Schleichwege, etwas schneller zum Ziel zu kommen. Meine Tochter studierte die Strecke und übernahm die Rolle, wie wir später im Auto scherzten, einer KI gestützten Navigation. Sie fand nicht sofort die richtigen Formulierungen und machte Ansagen recht spät, aber ok, wir hatten unseren Spaß an der Sache. Noch mehr Spaß machte uns die immer gleiche Frage, die ich an die Enkelin auf dem Rücksitz richtete: »Was ist das auf dem Feld für eine Pflanze, mit den gelben Blüten?« Sie wußte es nicht und ich klärte auf, dass es Raps ist. Bald kam ein zweites Rapsfeld in Sicht. Ich wiederholte die Frage und prompt kam die Antwort vom Rücksitz, »Raps«. Wie freuten uns und lächelten in uns rein. Das Frage-Antwort-Spiel wiederholten wir auf der Hin- und der Rückfahrt mindestens 20 mal. Und immer kam zur immer gleichen Frage, die immer gleiche Antwort: »Raps« :-) Die Enkelin scheint die Wiederholung zu lieben, denn am Morgen hatte sie noch die ersten Zeilen des neuesten Hits eingeübt und ist gleichzeitig vor dem Fernseher rumgehopst. Und nun mußten wir den ganzen Tag die Liedzeilen “Ich hab Dich lieb, weil es Dich gibt …” in Endlosschleife anhören!
Und wirklich, mit den Schleichwegen vermieden wir die Staus auf der Autobahn. Andere hatten den gleichen Trick angewendet. Schnell war in dem Wohngebiet ein gebührenfreier Parkplatz gefunden. Der Fußweg zum Messegelände vielleicht ein Kilometer. Die Karten hatte ich, auf einen Rat hin, schon am Vortag gekauft und nicht ausgedruckt, sondern auf dem Smartphone mitgebracht. Aus Sicht der meiner persönlichen Ressourcenbilanz den Ausdruck von drei Blatt Papier und langes Anstehen an der Kasse gespart! Erstmals hatte ich als frischgebackener Rentner einen Bonus erhalten, was den elektronischen Wächter nicht interessierte, er wollte nur den QR-Code scannen?!
Auf dem Messegelände, dann wie angekündigt, mehr Menschen als Leute, wir reihten uns in den Zug der Lemminge ein und schoben uns durch die Gänge, vorbei an dem Lesefutter für die Leseratten. Nicht zu vergessen die verkleideten und zu Leben erweckten Manga-Figuren die sich wie der gemeine Besucher in die endlosen Besucherströme mischten. Wir ließen uns im wesentlichen von der Enkelin zu den Kinderbüchern lenken und verzichteten auf eigene Interessen. Nur Postkarten sammelte ich, wo immer es möglich war. An einem der vielen Buchstände hätte meine Enkelin die Möglichkeit gehabt, ein Buch auszusuchen und mitzunehmen. Obwohl interessiert, ist sie unentschlossen und wir zogen ohne Buch weiter. Später eilte ich nochmal zurück und holte ein Exemplar für eine zweite Enkelin. Es ist ein interessantes Buch, in drei Sprachen, der gleiche Text in Deutsch, Englisch und Amharisch. Auf dem Rücken der Buchkassette, die drei Hefte enthält, die Beschreibung:
»Anschauungs- und Lehrbuch für Kinder im Alter von 5-10 Jahren und deren Eltern, Großeltern, Lehrer und Erzieher«
Leider meldete sich kurz nach der Ankunft das Bedürfnis auf Toilette zu müssen! Wie bei der Versorgung mit Getränken und Nahrung waren auch viel zu wenig Toiletten auf dem Gelände vorhanden! und so bildeten sich für Frauen die üblichen Schlangen! Auf der Männerseite geht es meistens etwas schneller, weil sie ihr Geschäft im Stehen und mit mehr Stehplätzen erledigen können. Ich überrede meine Tochter ihr Geschäft, mit der Enkelin in einer Box auf der Männertoilette zu absolvieren und so mindestens eine halbe Stunde Anstellen zu sparen. Erst zögert sie , dann erkennt sie den Zeitgewinn und folgt mir nach. Das sie der Tochter die Augen zuhält, hielt ich für übertrieben, denn ich habe auf einer Männertoilette noch nie beobachtet, das einer nach dem Wasserlassen noch sein bestes Stück raushängen läßt!
Das wäre dann ein Kritikpunkt und Verbesserungsvorschlag, die Versorgung mit Getränken, Speisen und auch die Toiletten aus den Ausstellungshallen zu verbannen! Auf dem Freigelände ist, meiner Meinung nach, genügend Platz für diese nicht direkt mit Büchern verbundenen Aktivitäten. Damit wären die Messehallen wesentlich entlastet und es stünde mehr Platz für die Aussteller zur Verfügung. Vielleicht erreicht mein Vorschlag die Organisatoren und sie haben im nächsten Jahr die passenden Lösungen parat.
Nach drei Stunden „umherdriften“, es Wandern oder Spazieren zu nennen, wäre eine Übertreibung, verlassen wir erschöpft das Gelände. Es ist 15:00 Uhr.
Außerhalb des Messegeländes griff ich nach einer kleinen Leseprobe die mir hingehalten wurde. Schnell waren am Folgetag die Geschichten gelesen. Sie befassen sich alle mit dem gleichen Thema: Wie ich zur Bibel und zum christlichen Glauben fand. Der genaue Titel lautet: »Frei und doch gefesselt« vom Christliche Literatur-Verbreitung e.V. Was mir bei allen Geschichten auffiel und was die geschilderten Lebensläufe gemein haben. Die fünf Autoren suchen in der Ferne ein vermeintliches Glück oder streben einem Ziel entgegen, müssen aber einsehen, das es in der Ferne nicht zu finden oder von Dauer ist! Trost finden Sie dann in der Bibel, nun ja, wenn es geholfen hat, warum nicht. Eine Frau findet in ihrer Erzählung eine Definition für den Teufel: »Er verspricht viel, gibt wenig und nimmt alles.« Nun mit Gott und Teufel hab ich es nicht so, ersetze ich Teufel durch Politiker ergibt es für mich mehr Sinn. Beispiele hätte ich zur genüge…
Ein schöner Nachmittag ging zu Ende. Im Auto dann wieder das Frage-Antwort-Spiel: »Was sind das für Pflanzen mit den gelben Blüten, dort auf dem Feld?« Und wie zu erwarten repetiert eine klare Stimme: »Raps« :-)
Zwei von vielen Commic-Figuren in Fleisch und Blut…