Essen – Schlemmen – Kauen#

Eben hatte ich die Biographie über Jack London gelesen und den »John Barleycorn« begonnen. Da erscheint auf Seite 25 eine Fußnote vom Übersetzer, zu einer Passage, in der London vom genüßlichen Knabbern an Keksen berichtet.

Es war nur ein Sodakeks, aber welch fabelhafte Schlemmerei! Wie gut,
das es Saloons gab. Saß ich dann wieder hinter den trottenden Pferden,
brauchte ich eine Stunde, um diesen einen Keks zu verzehren. Ich
knabberte winzige Stückchen davon ab, achtete sorgsam darauf, daß kein
Krümechen vorlorenging, und kaute das Abgeknabberte, das sich in einen
dünnen, köstlichen Kleister verwandelte. Ich schluckte den Brei nie
willentlich hinter, sondern genoß seinen Geschmack, drehte und wälzte
ihn mit der Zunge, schmierte ihn auf die Innenseite der einen Wange,
danach auf die der anderen, bis er mir entglitt und in winzigen
Tropfen und Bahnen die Kehle hinabrann. Horace Fletscher[1] wäre entzückt
gewesen, wenn er mich meine Sodakeks hätte kauen sehen.

[1] Horace Fletscher (1849-1919) empfahl dreißigmaliges Durchkauen
jedes Bissens [Anm. d. Übers.]

Du sollst 32x Kauen bevor Du das Essen schluckst! So kenne ich die Regel.

Nun sitze ich beim Frühstück und kaue und zähle 🙂. Gleichzeitig beobachte ich den Zeiger der Küchenuhr. Ich kann mit 32. Kaubewegungen keinen Brei erzeugen, es dauert ungefähr eine Minute und mehr als 32. »Kauschritte«. Beim Frühstück war es ein Brötchen zum Abendbrot ist es eine Schnitte und hier benötige ich weniger Kaubewegungen, weil sich das Brot im Mund schneller in Brei verwandelt. In beiden Fällen habe ich mühe, den Schluckreiz zu verzögern. Das Schlingen wurde mir beim Militär eingeimpft, dort hatten wir nur eine kurze Zeit für das Essen fassen. Eine dumme Angwohnheit die ich nie wieder richtig abgestellt habe. Vielleicht klappt es ja, dank Jack London, nun doch noch? Ich werde also besser drauf achten und solange kauen bis die Zunge im Brei keine großen Bestandteile mehr ertasten kann. In Anlehnung an den Spruch: »Schaun wir mal.« Sage ich jetzt:

»Kaun wir mal…« 🙂.

Wie ich so schreibe erinnere ich mich an meine Kindheit. Vater war bei der Volkspolizei und manchmal machten die eine Übung. Von diesen Einsätzen brachte er eine »Eiserne Ration« mit. Was war da drin? An zwei Dinge kann ich mich noch erinnern. Ein Brot das rund war, weil es in einer Konservendose verpackt war und mehrere Packungen Kekse. Die waren trocken und wenn man die in den Mund nahm, wurde der Keks zu Brei, der im Mund sein Volumen drastisch vergrößerte, wie ich vermute, um im Magen ein Völlegefühl zu erzeugen. Genau so, wie es Jack London beschrieben hat. Mein Vater hatte offensichtlich nicht das Gefühl, das ein Krieg ausbricht und er die eiserne Ration benötigen würde. Ich durfte dann in den folgenden Tagen alles auffuttern, was in der Box zu finden war.

Das Thema Kauen ist immer noch aktuell, denn die Suche im Netz der Netze nach Ratschlägen, bringt einige Hinweise, so finde ich auf einer Site auch die magische Zahl 32.

Zum Schluß noch eine Empfehlung aus der Apothekerzeitung.

Kauen kann man trainieren

  1. Wählen Sie unverarbeitete, harte Lebensmittel.

  2. Setzen Sie sich zum Essen.

  3. Nehmen Sie einen kleinen Bissen.

  4. Kauen Sie bewusst und gründlich.

  5. Nehmen Sie wahr, was Sie schmecken.

  6. Schlucken Sie nur, was flüssig oder breiig ist, den Rest weiterkauen.

  7. Nach kurzer Pause kommt der nächste Bissen.

  8. Genießen Sie Ihr Essen!

Quelle: Apothekenzeitung (online)